Sonntag, 7. Dezember 2008

Saltaire






Gestern fand der von der Uni organisierte Ausflug nach Saltaire statt. Saltaire ist eine vom Unternehmer Titus Salt (aus dessen Namen, zusammen mit dem Namen des Flusses, an dem es liegt, sich der Name der Stadt ergibt) im 19. Jahrhundert ins Leben gerufene Arbeiterstadt. Salt hat eine komplette Stadt mit Fabrik, Häusern, Krankenhäusern und sozialen Etablissements von null auf erbaut. Die Fabrik war zum Zeitpunkt ihrer Entstehung die grösste in Europa und diente der Wollverarbeitung. Die Stadt war sowohl architektonisch wie auch sozial ihrer Zeit voraus und steht heute unter Denkmalschutz. Salt war reich geworden, indem er statt der normalen Schafswolle mit Alpacawolle arbeitete, aus der er feinere Stoffe herstellen konnte. Er bot seinen Arbeitern mit neuen Häusern, Gesundheitswesen und anständigem Lohn sehr viel, erwartete im Gegenzug dazu aber auch die Kooperation seiner Untergebenen. So war zum Beispiel Alkohol in der ganzen Stadt verboten und tatsächlich öffnete das erste Pub in Saltaire erst vor wenigen Jahren! Dazu gab es an der Hauptstrasse einen kleinen Turm, dessen oberster Teil rundum verglast war, von wo aus ein Wachtposten die Strasse überwachen konnte. Eine frühe Form von CCTV gewissermassen. 
Wir begannen unseren Ausflug im benachbarten Shipley, von wo aus wir entlang des Liverpool-Leeds-Kanals nach Saltaire gingen und uns dort die zu ihrer Zeit neuartige Bauweise der Häuser anschauten und die Fabrik besichtigen konnten. Die Fabrik ist heute ein grosses Unterhaltungszentrum mit einem Restaurant, einem Café, einer ständigen Ausstellung der Kusnt von David Hockney und verschiedensten Geschäften von der Bücherei über Designerhaushaltsartikel bis zu einem Floristen. Man kann effektiv Stunden in dieser Fabrik verbringen und wenn es langweilig wurde, so war es zumindest warm. 
Bevor wir den Zug zurück nach Leeds nahmen, nutzen wir das schöne Wetter noch für einen kurzen Rundgang durch den Park. 

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Schneefrei





Als ich heute morgen aus dem Fenster schaute, fielen dicke Schneeleintücher vom Himmel und die Welt lag unter einer etwa fünf Zentimeter dicken Schneedecke. Während meiner morgendlichen Routine hoffte ich im Stillen, dass wegen des Schnees entweder der Zug ausfallen oder die Schule abgesagt würde. Das Internet meinte, alle Züge würden fahrplangemäss fahren, die erste Hoffnung war also zunichte gemacht. So begab ich mich also durch den Neuschnee/Schneematsch auf den Weg zum Bahnhof, wo ich zu meinem Erstaunen feststellen musste, dass effektiv alle Züge fahrplanmässig und sogar pünktlich fuhren. Ich bestieg also meinen Zug und setzte mich in Richtung Keighley in Bewegung. Nach etwa 15 Minuten Fahrt kam dann das sms von Roger, der mir mitteilte, dass die Schule heute geschlossen bleibe wegen des Schnees. Sehr offensichtlich können die Engländer also effektiv nicht mit Schnee umgehen und so kam ich zum ersten Mal in meinem Leben in den Genuss eines wetterbedingten freien Tags. Ich stieg also beim nächsten möglichen Bahnhof aus, begab mich aufs andere Gleis und auf die Reise zurück nach Leeds, wo ich den Schnee und meinen freien Tag geniessen konnte. Meine asiatischen Nachbarn hatten dermassen Freude am Schnee, dass sie um sieben Uhr morgens schon draussen am Fotos schiessen und Schneeballschlachten machen waren und bei meiner Rückkehr ein netter Schneemann vor ihrem Haus stand. Mittlerweile hat es aber wieder ein wenig getaut und der meiste Schnee ist schon wieder weg. Was in Anbetracht der matschigen Gehsteige vielleicht gar nicht so übel ist. 

Mein 26-jähriges Alter Ego am Biertest

So bin ich also gestern auf dem Heimweg, als mich eine Frau mitten auf der Strasse anspricht und mir mitteilt, sie seien noch verzweifelt auf der Suche nach Männern im Alter von 25 bis 35 Jahren, die an einem Biertest teilnehmen würden. Auf meinen Einwand, dass ich doch erst 24 sei, erwidert sie, ich sehe eh älter aus (welche Überraschung!) und für heute Abend könne ich ruhig mal 26 sein. Gesagt, getan. Ich nahm also an einem zweitägigen Test für ein neues Bier von Fosters teil. Der bestand darin, dass ich gestern und heute je drei Pints neues Fosters trank und dazu einen Fragebogen ausfüllen musste. Darin kamen Fragen vor wie "Was hat dir am Bier geschmeckt/nicht geschmeckt?" - "Würdest du es im Laden kaufen?" - "Wie viele von 10 Getränken, die du im Supermarkt kaufen würdest, wären Fosters?" - "Wenn du zu Hause an einer Party wärst, wie viele Fosters würdest du im Verlauf des Abends noch trinken?" etc. Zusätzlich zu insgesamt also sechs Pints Fosters (das ich sowieso mag) bekam ich noch 25 Pfund 'Entschädigung' und konnte heute sogar noch ein weiteres Buch auf meiner Leseliste abhaken, das ich während des Trinkens las. Insgesamt also eine ganz nette Erfahrung.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

A Yorkshire Welcome

Heute gab ein Einheimischer eine Vorlesung über den lokalen Dialekt und stellte dabei dieses von ihm selber geschriebene Lied vor: 

Advertising jingle: The ideal location for your vacation
   Is wonderful welcoming Yorkshire

That can't be right, sir... How about this?
If you think of Yorkshire when you think of holiday
You're very welcome to stay away

It's full of louts and layabouts and surly flat-capped peasants
Who if they have a word for you, it's bound to be unpleasant
If upset they may turn violent and vicious
And by the way - better watch yer 'andbad, missus

If you think of Yorkshire, maybe you'll remember this
That you're very welcome to give it a miss

Your Yorkshire hospitality is only wishful rumour
The Tykes are Scots with trousers on but without a sense of humour
We are gawmless galloots, unshaven foulmouthed blackguards
Uncultered brutes, we're yokels, yobs, we're wazzocks

If you visit Yorkshire, from Rotherham to Reeth
You're very welcome to keep it brief

If you ever want to feel unwanted we can recommend it
If you're saving up for a rainy day, this is the place to spend it
'Cos the rains lash down, and soak you soft off-cummed 'uns
And those not drowned, can sod off back to London

Das ist also die Eigenbetrachtung der Leute aus Yorkshire und ihr Verhältnis zu Auswärtigen. Und hierher hat es mich verschlagen... 

Dienstag, 2. Dezember 2008

England und Schnee

Heute Morgen lag zu meiner Überraschung eine dünne Schicht Matsch auf den Strassen. Mich kümmerte das natürlich nicht weiter, abgesehen davon, dass ich beim Gehen ein wenig besser aufpassen musste. Die Verspätung meines Zuges um fünf Minuten führte ich auch nicht auf den Schnee zurück. Den englischen Umgang mit Schnee erkannte ich erst in Keighley, als ich den gewohnten Bus zu meiner Schule nehmen wollte. Der kapitulierte nämlich vor den fünf Zentimetern Schnee, der auf den Strassen lag und beschloss, gar nicht erst zu fahren. So musste ich also auf einen anderen Bus umspringen, der uns über eine andere, weniger hügelige Route von unten an die Schule brachte. Soweit, so gut. Ich erreichte die Schule zwar später als sonst, aber immernoch rechtzeitig. Ein erstes Mal überrascht wurde ich in der Schule, als von acht LehrerInnen gerade mal zwei anwesend waren. Entsprechend hektisch versuchten die dann auch, Ordnung in das Lehrermangelchaos zu bringen und so wurde ich kurzerhand alleine in Rogers siebte Klasse gestellt und musste mit denen ein Arbeitsblatt durcharbeiten, das sie aber scho letzte Woche gemacht hatten. Ein wenig Repetition kann ja nicht schaden, dachte ich mir. Da die SchülerInnen das Blatt aber schon mal gelöst hatten, waren die ersten nach etwa zehn Minuten fertig und so hiess es für mich, die verbleibenden 50 Minuten zu improvisieren. Irgendwann trudelte dann auch Roger ein, der für seinen Schulweg von Manchester nach Keighley 2 3/4 Stunden gebraucht hatte und 45 Minuten zu spät zur Schule kam. Rachel erschien wegen dem Schnee überhaupt nicht und die meisten anderen Lehrer kamen nach und nach. Als es am Nachmittag wieder zu schneien anfing, war das Chaos perfekt. Autos wurden verlassen und Heimwege zu Fuss durch den Schnee(matsch) zurückgelegt, Busse wurden stehengelassen, Züge fielen aus und auf der Strasse war eine einzige Rutschpartie. Ich betrachtete die Situation mit der nötigen Gelassenheit und einem gewissen Amusement, bis mir mitgeteilt wurde, dass die Züge zwischen Keighley und Leeds nicht fahren würden und ich um meine Heimkehr bangen musste. Roger tätigte dann allerdings einige Telefonate und fand heraus, dass der Ausfall der Züge ein Gerücht war. So konnte ich also schlussendlich ganz normal nach Hause kehren, sogar ohne Verspätungen. 
Es war aber sehr amüsant mitzuerleben, was fünf Zentimeter Schnee so alles anrichten können!

Eine Woche mit Patricia

Letzten Mittwoch hatte ich das grosse Vergnügen, mich Richtung Manchester in Bewegung versetzen zu können und dort am Flughafen Patricia in Empfang zu nehmen. Sie blieb für fast eine ganze Woche und wir genossen einfach das Beisammensein, ohne gross auf Reisen zu gehen. Am Donnerstag und Freitag musste ich arbeiten, sprich das Haus morgens früh verlassen um erst am späteren Nachmittag wieder zurückzukommen. Die Abende versüssten wir uns mit gemeinsamem Kochen und Essen und DVD-Schauen. Am Freitagabend wollte ich Patricia zum Inder ausführen, verirrte mich aber und so gingen wir an einer Kreuzung statt 200 Meter nach rechts zum Inder etwa 3000 Meter nach links zurück ins Zentrum von Leeds, entlang einer hässlichen Strasse durch die Kälte. Immerhin entschädigte das Latino-Amerikanische Restaurant, das wir dann fanden, uns für das verpasste Curry, wenn auch Patricias Sirloin Steak in Kohle mariniert worden zu sein schien. 'Chargrilled' sagt man dem dann wohl.
Am Samstag wagten wir uns ins vorweihnachtliche Shoppinggetümmel in Leeds. Im einen Kaufhaus mussten wir uns einfach der Menschemasse hingeben und dem Strom folgen, bis wir dann befanden, dass uns dies zu dumm war und wir doch erstens unseren Weg selbst bestimmen und zweitens nicht den ganzen Tag in diesem Warenhaus verbringen wollten. So bahnten wir unseren Weg mit einigen Zwischenstops zum Clarence Dock, wo viele tolle, aber teure Geschäfte erst sehr kürzlich eröffnet wurden und es deshalb praktisch keine Leute hatte. Ein enormer Kontrast zur Fussgängerzone! Nicht einmal im Starbucks, wo wir uns wärmten, mussten wir Schlange stehen. 
Am Sonntag legten wir einen gemütlichen Tag ein, gingen Einkaufen, buken drei verschiedene Sorten Guetzli, schauten eine DVD und starteten am Abend den zweiten Versuch, Indisch Essen zu gehen. Diesmal funktionierte alles wie geplant und wir erreichten das Restaurant schnell und pünktlich. Das Essen war gewohntermassen und erwarteterweise lecker. 
Am Montagabend genossen wir dann einfach noch unser Beisammensein, bevor ich Patricia am frühen Dienstagmorgen zwecks Schule alleine in der Wohnung zurücklassen musste, von wo aus sie später den anstrengenden und nervenaufreibenden Weg zum Flughafen in Manchester in Angriff nahm, wo sie aufgrund des verspäteten Busses um ein Haar den Flug verpasste. Es ging aber alles noch einmal gut und so gehen wir für die nächsten gut zwei Wochen wieder getrennte Wege.

Montag, 24. November 2008

Manchester





Nachdem ich Philippe am Bahnhof in Manchester verabschiedet hatte, musste ich mir für die folgenden Stunden die Zeit in Manchester alleine vertreiben, da ich ja am Abend ans Opeth-Konzert ging. Als erstes floh ich vor der Kälte und tankte mit einem Kaffee ein wenig Energie. Dann ging ich ins sehr neue und moderne Museum Urbis (der Glasturm auf dem Foto oben), das sich mit der Grossstadt als Lebensraum auseinandersetzt. Leider sind am Sonntag die meisten Räume geschlossen und ich konnte nur gerade eine Spezialausstellung über einen Künstler anschauen, der sich mit der Unterdrückung von Afro-Amerikanern beschäftigt, was sehr eindrücklich und teilweise auch krass war. Eine Mitarbeiterin informierte mich darüber, dass an diesem Nachmittag ein Filmworkshop stattfinden würde, den ich dann spontan besuchte. Es ging darum, in kleinen Gruppen rauszugehen, rund sechs Minuten zum Thema Manchester und was es für einen bedeutet zu filmen und daraus dann ein einminütiges Filmchen zu schneiden. Auch wenn sich die Zusammenarbeit mit meinen drei Projektpartnern eher schwierig gestaltete, da alle verschiedene oder überhaupt keine Ideen hatten und die eine ständig von Morden, Augenrausschneiden, Zombies und Leichen redete, so lernte ich doch mindestens Grundsätze des Filmeschneidens und -bearbeitens, was ich sehr positiv finde. Danach vertrieb ich mir die Zeit mit Schaufenstershopping und Lesen, bevor ich mich auf den Weg in die Manchester Academy machte, wo Opeth auftraten. Das Konzert war erwartungsgemäss grandios, wenn auch mit eineinhalb Stunden ein wenig kurz für eine Band wie Opeth, was aber nicht an ihnen, sondern am Spielschluss um halb elf lag. Die Zuschauer waren sehr angenehm und friedlich, was ich mir zwar erhofft, aber nicht unbedingt erwartet hatte. Die Heimreise verlief wie geplant und so kam ich zwar spät, aber zufrieden wieder in meinen vier Wänden an. 

Mit Philippe in Leeds





Am Freitagnachmittag hatte ich die Freude, Philippe am Bahnhof in Leeds in Empfang zu nehmen, der mich übers Wochenende besuchen kam. Wir begannen unseren Rundgang durch Leeds in der Fussgängerzone, wärmten uns in einem Pub an einem Bier und besuchten noch den deutschen Weihnachtsmarkt, bevor wir - ganz ortgemäss - in ein indisches Restaurant gingen und uns Currys zu Leibe führten. Es war wie erwartet sehr lecker und wir hatten eine sehr gesprächige, lustige Bedienung, der ich nun eine Patek Philippe Uhr schulde (da wir ja Schweizer sind). Am Samstagmorgen trieben wir erstmal ein wenig Frühsport an einem schönen, neuentdeckten Weg entlang eines Flusses durch die Docks. Danach erkundeten wir Leeds ein wenig genauer, gingen in viele Geschäfte und froren uns im Clarence Dock, das sehr neu und modern ist, die Zehen ab. Das Abendessen wurde dann zur Geduldsprobe, da wir ins Kino mussten, wir aber 50 Minuten auf unser Essen warteten. So wurde erst zehn Minuten vor Filmbeginn aufgetischt; die ganze Übung wurde also zu einer sehr stressigen Angelegenheit. Wir verpassten auch die ersten paar Minuten von 'Body of Lies,' kamen aber trotzdem noch gut rein. Nach einem Bier mit den anderen Assistants gingen wir dann aber bezeiten wieder nach Hause, da wir am Sonntag realtiv früh aufstehen mussten. Wir wollten noch ein wenig Zeit in Manchester haben, bevor Philippe dann schon wieder nach Hause fliegen musste. Dummerweise liess und das Wetter im Stich, es regnete und war sehr kalt, weshalb wir das meiste von Manchester innerhalb eines riesigen Einkauszentrums sahen. Immerhin führte uns der Weg an den Bahnhof durch die Fussgängerzone, so dass wir wenigstens Konsumkultur sahen. Und dann hiess es nach viel zu kurzen zwei Tagen schon wieder Abschied nehmen. 

Mittwoch, 19. November 2008

Bowling und Curry in Kirkstall



Heute lud der Wharfedale German Circle zum Bowlingspielen und anschliessenden Curryessen. Auch wenn ich beim Bowling ein paar Strikes und Spares hervorzaubern konnte und lange auf Erfolgskurs war, reichte es am Schluss nicht ganz zum Sieg und ich wurde von Ina und ihrem Freund Michael geschlagen. Beim zweiten Spiel schlugen meine Versuche, der Kugel mal ein wenig Spin mit auf den Weg zu geben, grösstenteils fehl und so landete ich weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Eine Rolle spielte es natürlich nicht, Spass hat es trotzdem gemacht! 
Curry ist ja hier im Norden England, in Leeds und vor allem in der Nachbarstadt Bradford, so beliebt wie verbreitet und so liegt es auf der Hand, dass man das mal probiert. Dank der guten Organisation des German Circles hatten wir unser Essen schon während des Bowlings bestellt, das heisst kurz nachdem wir im berstend vollen Sheesh Mahal Platz genommen hatten, wurde auch schon aufgetischt. Ich hatte ein sehr leckeres süssliches Curry mit Poulet, Kokosmilch, Rahm und Lychees und dazu 'Special Sweet Naan' mit Kokosraspeln, Rosinen und Rahm. Hätte man alles auch sehr gut als Nachspeise essen können, was mich natürlich nicht im Geringsten störte. Wird mit Sicherheit nicht das letzte Mal sein, dass ich hier Curry gegessen habe. 

Lurtz


Leider das einzige Foto, das ich von der Herr der Ringe Ausstellung schiessen durfte. 

Sonntag, 16. November 2008

Haworth und die Brontës






Gestern unternahm ich mit rund 50 Sprachassistenten einen vom Kommittee für Fremdsprachenassistenten in West Yorkshire organisierten Ausflug nach Haworth, wo seinerzeit die Brontë-Familie gelebt hat. Nach einem Abstecher nach Thornton, wo einige der Brontë-Kinder zur Welt kamen, brachte uns der Car ins hübsche Haworth. Die Hauptstrasse, wenn man sie denn so nennen kann, ist gepflastert und führt durch nette kleine Häuschen, von denen die meisten touristisch genutzt werden - als Bed&Breakfast, Pubs, Cafés, Läden und Souvenirgeschäfte. Wenn auch sehr deutlich touristisch genutzt, hat Haworth seinen Charme doch nicht verloren und war sehr schön anzuschauen. Die Hauptstrasse führte uns zum 'Brontë Parsonage Museum,' dem Wohnhaus der Brontë-Familie, das mit Artikeln und originalen Objekten der Familie Einblick gab in das Leben und Schaffen von Emily, Charlotte, Anne und Branwell Brontë. In diesem Haus und der Abgeschiedenheit der Brontë-Schwestern entstanden Klassiker der englischen Literatur wie Jane Eyre und Wuthering Heights. 
Nach diesem Stück Kultur begaben wir uns auf eine Wanderung in die Moors um Haworth und zum Brontë-Wasserfall, die vor allem deswegen amüsant war, weil der Weg sehr nass und matschig war und nicht alle entsprechendes Schuhwerk an den Füssen hatten. In Kombination mit weissen Hosen schrie das förmlich nach der gelegentlichen Sitzübung. Passierte auch so. 
Ich bin froh, so ein Kommittee zu haben, das Ausflüge für uns organisiert, weil dies immer eine gute Möglichkeit ist, andere Leute zu treffen und mittlerweile habe ich auch schon einige Deutsche Assistenten gefunden, mit denen ich mich sehr gut verstehe.

Die Engländer im Ausgang

Letzten Freitagabend war ich mit einigen assistants am Deutschen Weihnachtsmarkt in Leeds und nachher noch in einem Pub, wo wir uns köstlich über eine Meute junger Engländerinnen amüsierten. Ausgehend davon hier einige Überlegungen und Beobachtungen zum Verhalten der Engländer und Engländerinnen am Wochenende. 
Grob lässt sich das Ausgehvolk in zwei Gruppen unterteilen. Der einen Gruppe ist das ganze Balzgehabe im Ausgang zu blöd und sie bleibt deshalb zu Hause. Dies lässt sich daraus ableiten, dass man an einem Freitag- oder Samstagabend sehr viele junge Leute mit Wein- und Schnapsflaschen und Bierdosen durch die Strassen gehen sieht und an einem Samstag- oder Sonntagmorgen desgleichen, nur tragen sie diesmal Schlafsäcke, ganze Guitar-Hero-Sets und Augenringe. Gekleidet ist diese Gruppe grössenteils normal, sprich so, dass sie in Zürich nicht gross auffallen würde. 
Den starken Kontrast dazu bildet die Gruppe der ClubgeherInnen. Einige Beobachtungen dazu: 
-Vor jedem Club oder Pub stehen am Wochenende zwei oder mehr bullige Aufpasser, häufig auch mit einer Gästeliste in den Händen. 
-Das Ausgehvolk tritt in aller Regel in kleineren und grösseren gleichgeschlechtlichen Gruppen auf. Paare und gemischte Gruppen sind relativ selten. 
-Männer tragen in der Regel Lederschuhe, schöne Hosen und Hemden. 
-Frauen tragen ausschliesslich (das heisst, wir haben am Freitag etwa drei andere gesehen, die von dieser Norm abweichen) Miniröcke, Tops mit grossen Ausschnitten und hochhackige Schuhe. Die Miniröcke bedecken knapp das Hinterteil und die klaffende Sicht auf alles drin und drunter muss beim Sitzen und Treppensteigen in der Regel mit Händen oder Handtaschen bedeckt werden. Miniröcke werden getragen, egal, ob man die Figur dazu hat oder nicht. Hochhackige Schuhe sind so hochhackig, dass die meisten Mädels Mühe haben, darin überhaupt zu gehen - so gesehen am Freitagabend, als eine stolperte und zwei Treppenstufen runtersegelte. Sehr zu unserer Freude versteht sich. 
-Männer wie Frauen ziehen für den ganzen Abend nicht mehr an, als sie im Club anhaben werden. Das heisst, Jacken, Schals, Mützen oder auch nur Pullover bleiben auch im Winter zu Hause und die Leute gehen in trägerlosen Tops und T-Shirts auf die Strasse. 
-Mottoparties sind der absolut letzte Schrei in England. Kein Wochenende, an dem man nicht Dutzende von mehr oder weniger originell ge- und verkleideten Gruppen antrifft. Ein paar Beispiele dazu. Die Mädelgruppe aus unserem Pub vom Freitag, die diesen Beitrag inspiriert hat, war als Urmenschen unterwegs, sprich alle hatten sich mehr oder weniger kunstvoll in Leopardenfell gehüllt und liefen mit grossen Plastikkeulen rum. Stöckelschuhe hatten allerdings offenbar auch schon die Höhlenmenschen. Originell auch die Gruppe junger Männer, die als Roboter unterwegs war. Man hatte sich also in silbrig besprayte Kartonschachteln gezwängt und ging so in den Ausgang. Auch ganz amüsant waren die drei Playstations, die mir gestern auf dem Nachhauseweg entgegenkamen. 

Ich zähle mich definitiv zur ersteren Gruppe der Hauspartygänger, da ich mich nur schwer mit dieser im Ausgang zelebrierten Scheinwelt identifizieren kann.

Dienstag, 11. November 2008

Wie man einen langen Tag verkürzt

Naja, kürzer wurde der Tag natürlich nicht und auch meine Arbeitszeit wurde dadurch nicht verkürzt. Angenehmer wurden alle beide aber ganz einfach. Man nehme folgende Zutaten: 
1 Schüler, der der Schule an besagtem Tag gänzlich fernbleibt
1 Tutor Period, in der die Schüler bei ihren jeweiligen Klassenlehrern sein müssen
1 Schüler, der noch an einem Filmprojekt arbeiten muss, dessen Abgabetermin sehr bald ist
1 Schüler, der die Vorbereitung auf eine Mathenachholklausur dem Deutschschwatz mit mir vorzieht. 
Man werfe all diese Zutaten auf einen bestimmten Tag und bekommt als Resultat die Verminderung von vier Stunden auf eine. 
Was nichts daran änderte, dass ich von morgens halb neun bis nachmittags fünf an der Schule war, da mich ja im Vornherein niemand über solche Rezeptmischungen informiert (oder der Fairness halber: informieren könnte). Aber da der flissentliche Deutschstudent, der ich nie war, schliesslich immer ein gutes Buch mit sich führt (im konkreten vorliegenden Fall: Thomas Manns 'Der Erwählte'), werden Wartezeiten im Nu und mit Enthusiasmus überbrückt und genutzt. Im Ernst jetzt. 

Simon vs Arnie



Seit ich an der Oakbank School unterrichte, finde ich  mich regelmässig und häufig in der Rolle des Opfers des sogenannten Arnold-Schwarzenegger-Vergleichssyndroms. Noch nie wurde ich in kürzerer Zeit von unabhängigen Quellen häufiger mit einer Person verglichen als in den letzten eineinhalb Monaten. In so gut wie jeder Klasse hat es mindestens (!) einen Schüler gegeben, der mich mit Arnold Schwarzenegger verglichen hat. Entweder ist am Vergleich also was dran, oder es läuft eine Verschwörung gegen mich. Wobei ich mit dem Vergleich der Äusserlichkeiten von Arnie und mir ja noch halbwegs leben könnte, immerhin war er schon mal Mister Universe (oder sogar mehr als einmal?). Das richtig traurige kommt erst noch. Der Vergleich beschränkt sich nämlich nicht nur aufs Äusserliche, sondern auch auf meine Sprache, das heisst meine Aussprache des Englischen. Ausschlaggebend für diesen Eintrag war eine Frage eines Schüler auf dem Korridor, den ich in keiner Klasse habe und mit dem ich nicht mehr als fünf Worte gewechselt hatte, heute Nachmittag: "Hey, do you come from the same country as Arnold Schwarzenegger? Because you talk like him." So tönt es seit eineinhalb Monaten hier. Auch wenn ich mir vor zwei Wochen von Roger und Rachel habe bestätigen lassen, dass sowohl der äusserliche wie auch der sprachliche Vergleich hinken, geht mir das Ganze doch langsam an die Substanz. Wer will schon reden wie einer, der für jeden seiner Filme wegen seiner Sprache ausgelacht und parodiert wird? Nicht, dass der lokale Dialekt schöner als meine Österreich-Aussprache wäre, aber immerhin ist der authentisch. 
Ich bin also für alle augenzwinkernden Aufmunterungsversuche dankbar und nehme diese augenzwinkernd entgegen.

Freitag, 7. November 2008

Roger live oder Wie man Schüler auf ihre bevorstehende Prüfung sensibilisiert

Viele der Klassen, in denen ich zu unterrichten helfe, bereiten sich ja auf ihr GCSE (Äquivalent zum Sekabschluss) vor, dass sie Ende April/Anfang Mai nächstes Jahr ablegen werden. Nun sind April und Mai für die meisten kurzsichtigen SchülerInnen noch viel zu weit weg, als dass sie sich mit ihren Vorbereitungen gross ins Zeug legen müssten. Roger hat ihnen heute in einer kurzen Ansprache (er mag Ansprachen) dargelegt, wieviel Zeit ihnen bis Ende April effektiv noch bleibt. Das tönte dann folgendermassen: 
"Bis Ende April sind es fünfeinhalb Monate. 
In diesen fünf Monaten habt ihr zwei Wochen Weihnachtsferien, eine Woche half-term break und zwei Wochen Osterferien. Bleiben also vier Monate und eine Woche. 
Ein Drittel eines Tages verschläft ein Mensch, bleiben also zwei Monate und drei Wochen. 
In einer Woche geht ihr nur fünf Tage zur Schule, bleiben also zwei Monate. 
In einer Schulwoche habt ihr nur an drei Tagen Deutschunterricht, bleiben also knapp fünf Wochen. 
Ein Viertel der Schulzeit geht verloren, weil ihr ständig dazwischenredet, deshalb bleiben noch dreieinhalb Wochen. 
Ein weiteres Viertel davon geht verloren, weil ihr tagträumt oder mit eurem Nachbarn sprecht, bleiben also noch rund 18 Tage. 
Vier dieser 18 Tage gehen für den Ausflug nach Deutschland und Feiertage drauf, so bleiben noch zwei Wochen. 
Und weil wir noch anderes zu erledigen haben, als euch auf diese Prüfung vorzubereiten, geht noch einmal die Hälfte verloren. 
Die Prüfung ist also am nächsten Freitag. Viel Spass!"
Es war absolut herrlich, die Kiefer der Kinder zu beobachten, die, je länger Roger sprach, je weiter nach unten klappten bis sie nicht mehr weiter aufzuklappen waren. 
Wenn auch nicht unbedingt akkurat oder fair, effektiv war diese Methode alleweil!

Donnerstag, 6. November 2008

Bonfire Night

Kleiner historischer Exkurs vorneweg: Am 5. November 1604 wollte der Katholik Guy Fawkes mit einer Schar Verbündeten hinter sich das Parlament in London mitsamt dem protestantischen König King James I of Scotland/VI of England, der Königin und den meisten Ministern in die Luft jagen. Das ganze hätte dann zu einer katholischen Revolte führen (deshalb auch die vielen Anhänger) und das protestantische England wieder umkrempeln sollen. Anno dazumals konnten normale Bürger Kellerräume unter dem Parlament mieten und darin lagern, was sie wollten. Guy Fawkes benutze die von ihm gemieteten Räume als Lagerstätten für sein geliebtes Schiesspulver aka "the Parliament's future doom." Dummerweise war ein Verbündeter zu viel, verriet die ganze Aktion, was dazu führte, dass Guy Fawkes an besagtem 5. November in letzter Minute verhaftet wurde. In der Folge wurde er drei Tage lang gefoltert, gestand all seine Pläne, verriet die Namen seiner Verbündeten (die daraufhin erschossen wurden) und wurde schliesslich am 31. Januar 1605 gehängt (allerdings nicht bis zum Tod), ausgeweidet, geviertelt und schliesslich auf einem riesigen Scheiterhaufen verbrannt. Auftritt Memento Mori, weshalb die Engländer heute die Bonfire Night/Guy Fawkes Night/Fireworks Night mit riesigen Bonfires und massig Feuerwerk zelebrieren. 
Ich war mit einigen andern Assistenten im Hyde Park in Leeds, wo das schätzungsweise etwa sechs Meter hohe Bonfire uns schön wärmte und ans Sechseläuten erinnerte, während das halbstündige Feuerwerk schon mal Silvesterstimmung aufkommen liess... Traditionellerweise wird auf den Bonfires eine Guy Fawkes Puppe verbrannt; darauf wurde gestern allerdings verzichtet. Möglicherweise war die Darstellung einer Menschenverbrennung ein wenig zu plastisch für die vielen Kinder. Oder die Katholiken fühlen sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut, wenn da vor den Augen aller die Verbrennung eines von ihnen gefeiert wird. Puppe hin oder her, gebrannt hats schön und geknallt hats bis in die frühen Morgenstunden. 

Mittwoch, 5. November 2008

Ferien in Deutschland






Nach nur gut drei Wochen Unterrichtszeit kam ich letzte Woche bereits in den Genuss meiner ersten Ferien. Da ich in meiner Position als Assistent auch nichts vorbereiten oder korrigieren muss, hatte ich im Prinzip die ganze Woche zur Verfügung. Patricia und ich trafen uns am Samstagnachmittag in München; für mich begann die Reise allerdings schon am Freitagabend mit einem Zwischenstopp in London, den ich zwangsmässig einlegen musste, weil ich einen zu frühen Flug gebucht hatte, was ich allerdings erst später entdeckte. Durch diesen Fehler konnte ich also noch einen Abend und eine Nacht in London verbringen, wo ich mich mit Queen Mary, einer ehemaligen Moviekollegin traf, die im Moment in London studiert. 
Am Samstagmorgen machte ich mich dann auf den Weg in Richtung Süden und kam nach meinem Flug im Propellerflugzeug pünktlich in München an. München war die erste von sechs Stationen in ganz Deutschland, die Patricia und ich per Interrail erkundeten. In München spielte das Wetter noch mit, wenn es auch sehr kalt war, und so erkundeten wir die grossen Sehenswürdigkeiten und labten uns an Weisswürsten, Spanferkel, Schweinshaxen und Mass Bier. Nach zwei Übernachtungen ging es am Montagmittag weiter mit Ersatzzügen, da die ICEs ja aller kontrolliert werden mussten, nach Dresden. In Dresden sind im nach dem zweiten Weltkrieg völlig zerstörten und wieder aufgebauten Stadtkern die Sehenswürdigkeiten alle schön nahe beieinander gelegen und vom gegenüberliegenden Flussufer hat man schöne Ausblicke auf die Semperoper, den Dom und die Residenz. Nach Dresden kamen Jena und Weimar an die Reihe, wo natürlich Goethe und Schiller eine grosse Rolle spielten und immernoch spielen. Im Gegensatz zu vielen Schriftstellern scheint besonders Goethe schon zu Lebzeiten ein recht feudales Leben geführt zu haben, was sich bei einem Rundgang durch sein grossräumiges Wohnhaus klar zeigte. Am Donnerstag führte uns unsere Reiseplanung nach Köln, wo vor allem der monumentale Dom und die grandiosen Schnitzel beeindruckten. Ein Spaziergang dem Rhein entlang führte uns an netten Häuschen vorbei, wenn wir auch festellten, dass der Rhein in Schaffhausen viel schöner ist als wie der in Köln. Am Freitagabend dann erreichten wir unsere letzte Station Hamburg. Neben dem Wahrzeichen der Stadt, der St. Michaeliskirche, von den Hamburgern liebevoll Michel genannt, hinterliess vor allem die gut einstündige Hafen- und Speicherstadtrundfahrt am Samstagabend einen bleibenden Eindruck mit schönen Aussichten auf das Lichtermeer des Hafens und vor allem die trockengelegte Queen Mary 2, das längste Passagierschiff der Welt. Unseren Abschlussabend verbrachten wir auf dem Kiez, der aber mit schlechtem Wetter und sturem und unspontanem Service in Restaurant und Bar nur bedingt zu überzeugen vermochte. 
Nach einer Woche, die viel zu schnell vorbeiging, hiess es am Sonntagnachmittag am Hamburger Bahnhof schon wieder Abschied nehmen; Patricia bestieg den Zug für ihre mehrstündige und volle Reise nach Zürich, während ich via Hamburg Flughafen und London wieder nach Leeds zurückkehrte. Immerhin wurde meine wehmütige Stimmung beim Anflug auf London von einer schönen Aussicht ein wenig gehoben. 
Und schon hat mich der Alltagstrott wieder... 

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Einzug in Leeds




Da ich heute einen freien Tag hatte und noch vor den Ferien umziehen wollte, habe ich heute Morgen meine Siebensachen, d. h. zwei grosse Koffer+Rucksack, gepackt, mich von Oakworth auf Nimmerwiedersehen verabschiedet und meine Reise nach Leeds angetreten. Das Umziehen ging einfacher als erwartet und ich hatte keine Probleme, meine zwei Koffer Gassi zu führen. In Leeds habe ich mir dann ein Taxi geleistet. In meiner neuen Bleibe angekommen, lernte ich erstmal Mitbewohner Nummer drei von vier kennen. Danach habe ich mich sofort ans Auspacken und Einrichten gemacht. Die grosse Verschönerung meines Zimmers folgt nach den Ferien, heute musste es ausreichen, mein Gehöft lebensfähig zu machen. Ich habe also die Möbelordnung ein wenig verschoben, so dass mein Schreibtisch nun in meinem kleinen Fenstererker steht und ich bei Tageslicht arbeiten kann. Nachdem ich die Koffer aus- und die Regale eingeräumt hatte, musste ich in die Stadt und mir Bettwäsche kaufen. Leintuch, Kissen, Decke und die jeweiligen Bezüge. Zum Glück fand ich alles recht billig, so schlug dies nicht sonderlich zu Buche. Freude habe ich vor allem an der Grösse des Bettes: im Gegensatz zu den etwa 80cm Bettbreite bei Matthew habe ich hier stattliche 1.20m. Wofür ich mir dann sogleich eine königliche 2x2m Decke zulegte...
Bis jetzt fühle ich mich schon ziemlich wohl hier und ich denke, dass ich mich auch mit meinen Mitbewohnern relativ gut verstehen werde, vorausgesetzt sie machen mir nicht jede Nacht zur Hölle! 

Ein Sonntag in Ilkley






Am letzten Sonntag lud der Wharfedale German Circle (WGC) alle Assistenten aus Yorkshire nach Ilkley ein, um die Stadt und sich gegenseitig ein bisschen kennenzulernen. Wir begannen mit einem Quiz, das uns durch Ilkley führte und uns ein bisschen mit der Geschichte und den Bauten in diesem schönen Dorf bekannt machte. Nach rund einer Stunde waren alle Frage beantwortet und es wurde heisse Schoggi serviert, die man im kühlen und windigen Wetter sehr gerne nahm. Ich verfeinerte die Schoggi mit einem Swiss Muesli Bread aus dem Betty's Café, das meine Erwartungen an Brot ziemlich erfüllte. Danach führten und vier gestandene Herren aus dem WGC in die Hügel um Ilkley, wo die schöne Landschaft von einer schönen Aussicht ergänzt wurde. Einmal mehr stellte sich die Landschaft in Yorkshire als zwar schön, aber doch auch recht karg und monoton heraus.. 
Die Wanderung führte und ins Haus von Marilyn, Kopf des WGC, wo wir mit Tee und selbstgebackenen Kuchen verwöhnt wurden. Ich schlug mir schon da den Bauch ziemlich voll. Blöd guckte ich aus der Wäsche, als nur knappe zwei Stunden später das Abendessen aufgetragen wurde. Es gabt Shepherd's Pie, im Prinzip nichts anderes als Ghackets mit Härdöpfelstock zugedeckt und im Ofen gebacken. Mit Gravy, Erbs und Rüebli macht das aber einen sehr anständigen Znacht! Auf den Dessert mussten wir auch nicht lange warten, es gab Apple und Rhubarb Crumble mit Custard oder Vanilleeis. Wohlgemerkt, es war alles hausgemacht von Marilyn! 
Nachdem ich mir zum dritten Mal den Bauch vollgeschlagen hatte, hatte einer der Herren die Güte, mich zum Bushof zu bringen, wo ich den Bus zurück nach Keighley nehmen konnte. 
Insgesamt war es ein vergnüglicher Tag und es ist schön zu sehen, wie viele jeweils die Möglichkeit wahrnehmen, neue Bekanntschaften zu schliessen. 

Freitag, 17. Oktober 2008

Man lebt sich langsam ein


Nach einer eher zermürbenden Suche nach einem Zimmer in Leeds bin ich nun endlich fündig geworden und habe heute Nachmittag den Vertrag unterschrieben. Das Zimmer ist in einer 5er-WG mit vier Erstsemesterstudenten und liegt sehr zentral, direkt neben der Uni, gute 20 Fussminuten vom Bahnhof entfernt; ich kann also gut auf öffentliche Verkehrsmittel in Leeds verzichten, worüber ich recht froh bin. Natürlich verlängert sich durch meinen Umzug nach Leeds mein Arbeitsweg beträchtlich und ich werde wohl oder übel zum Frühaufsteher mutieren müssen, was durch verschiedene Umstände jedoch wett gemacht wird: Erstens muss ich nur dreimal pro Woche früh raus, da ich am Montag erst am Nachmittag in der Schule sein muss und der Mittwoch ist ja für die Uni in Leeds reserviert, die ich nun direkt neben der Haustür habe. Zweitens sollte durch die zentrale Lage, das allgemeine Leben in Leeds und meine vier Hausgenossen mein Sozialleben nun doch ein wenig Auschwung erhalten, nachdem ich bei Matthew praktisch drei Wochen allein gelassen worden war. Drittens ist mein neues Zimmer auch kostengünstiger als das bei Matthew und allfällige Gäste werden nicht noch extra verrechnet. Wer dies nun als indirekte Einladung ansieht, darf dies gerne tun - jeder und jede sei mir willkommen in Leeds! In Sachen Ordnung und Sauberkeit muss ich meine Standards wohl ein wenig runterschrauben - vier Freshers halten ihre Hütte nunmal nicht so sauber wie ein allein wohnender Coiffeur... Vielleicht kann ich als Stammesältester ja sogar ein paar Impulse geben und ein wenig zu Sauberkeit motivieren (man wird ja wohl noch träumen dürfen!). Mit der neuen Situation bin ich jedenfalls sehr zufrieden (auch wenn sich dieser Zustand dann wahrscheinlich nach Nächten mit einer Studentenparty in der Hütte - mein Zimmer ist direkt neben dem Wohnzimmer - und wenn ich um sechs aufstehen muss, sehr schnell ändern kann). 
Mit diesem neuen Zimmer fasse ich nun so langsam richtig Fuss hier in England und gewöhne mich auch an die neuen Umstände: mittlerweile habe ich alle Klassen, mit denen ich zusammenarbeiten werde, kennengelernt und mit allen Deutschlehrern mal unterrichtet, gestern habe ich mein Bankkonto eröffnet und mit meiner neuen Adresse werde ich dieses Wochenende auch alle notwendigen Formulare ausfüllen können um mich auch polizeilich, steuerlich und krankenkässlich zu registrieren. Und mit der kommenden Routine beschleunigt sich auch der gefühlte Gang der Zeit und nicht mehr jeder Tag fühlt sich wie eine Ewigkeit an - in Anbetracht der noch ausstehenden Fertigstellung meiner Deutscharbeit fast schon wieder ein Nachteil...

Montag, 13. Oktober 2008

York






Für den Sonntag hatten wir uns York vorgenommen. Die kulturell und historisch bedeutsame Stadt liegt etwa eine Zugstunde von Keighley entfernt. Schon von den Römern bewohnt, wurde York zu einer wichtigen Wikingerstadt und stiegt in den darauffolgenden Jahrhunderten zur zweitwichtigsten Stadt Englands nach London auf. York ist auch heute noch, neben Canterbury, einer der zwei Erzbischofssitze in England. In den letzten zwei Jahrhunderten verlor York zwar an ökonomischer Bedeutung, blieb aber kulturell sehr interessant. Hauptattraktion ist das Minster, eine der grössten gotischen Kathedralen Europas. Neben einer sehr hübschen und autofreien Altstadt war auch das neue und sehr modere Wikingermuseum seinen Besuch wert, in dem die Besucher in von der Decke hängenden Wagen durch die nachgebildete Wikingersiedlung Jorvik (=York) gefahren werden, wo nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren und die Nase angesprochen werden. Nach einem kurzen Spaziergang zur Burg mit ihrem Turm entlasteten wir unsere Füsse in einem schönen Biergarten, bevor wir in einem kleinen, netten Restaurant mitten in der Altstadt zu Abend assen. 

Leeds





Am Donnerstagabend durfte ich Patricia am Flughafen in Liverpool abholen; sie kam für das verlängerte Wochenende ein erstes Mal zu mir nach Keighley. Am Freitagmorgen musste ich sie jedoch schon wieder alleine bei Matthew zurücklassen, weil ich zur Schule musste, beeilte mich aber, danach so schnell wie möglich wieder nach Hause zu kommen. Da das Wetter mitspielte, unternahmen wir einen ausgedehnten Spaziergang in die Landschaft um Oakworth und kehrten für das Abendessen im Grouse Inn ein, wo die sehr nette Landlady uns zuvorkommend und umsorgend beriet und wir in den Genuss unseres ersten, recht typischen englischen Mahls kamen. Schön und ein wenig unheimlich war auch der Heimweg über windige dunkle Höhen zurück nach Oakworth. 
Am Samstag fuhren wir mit dem Zug nach Leeds. Die "Party- und Shoppingmetropole" zeigte sich an diesem Morgen nicht von ihrer besten Seite und neben dem trüben Wetter schlugen mir eine Absage für ein Zimmer in Leeds und das Kappen meiner Internetverbindung in Oakworth am Abend davor aus Gemüt. Das Internetproblem lösten wir mit mobilem Internet für meinen Laptop, was nicht die billigste, aber wahrscheinlich die sinnvollste Lösung war. Das Wohnungproblem ist noch nicht beseitigt; ich werde mich morgen wieder damit beschäftigen. 
Nach einem Aufmunterungs-Cheesecake machten wir uns wieder auf und erkundeten Leeds ein bisschen weiter. Dass Leeds eine Studentenstadt ist, zeigte sich an der jungen Bevölkerung und den vielen Bars und Cafés; dass es eine Shoppingmetropole ist, war auch nicht sonderlich schwer zu erkennen und so schlugen auch wir uns nicht kurz in verschiedensten Läden rum. 
Für das Abendessen hatten wir ein nett aussehendes Lokal ausgesucht, was wir auch nicht bereuten; das Essen war lecker und ausreichend! Nach einem langen und anstrengenden Tag waren wir froh, zu Hause zu sein.