Freitag, 17. Oktober 2008

Man lebt sich langsam ein


Nach einer eher zermürbenden Suche nach einem Zimmer in Leeds bin ich nun endlich fündig geworden und habe heute Nachmittag den Vertrag unterschrieben. Das Zimmer ist in einer 5er-WG mit vier Erstsemesterstudenten und liegt sehr zentral, direkt neben der Uni, gute 20 Fussminuten vom Bahnhof entfernt; ich kann also gut auf öffentliche Verkehrsmittel in Leeds verzichten, worüber ich recht froh bin. Natürlich verlängert sich durch meinen Umzug nach Leeds mein Arbeitsweg beträchtlich und ich werde wohl oder übel zum Frühaufsteher mutieren müssen, was durch verschiedene Umstände jedoch wett gemacht wird: Erstens muss ich nur dreimal pro Woche früh raus, da ich am Montag erst am Nachmittag in der Schule sein muss und der Mittwoch ist ja für die Uni in Leeds reserviert, die ich nun direkt neben der Haustür habe. Zweitens sollte durch die zentrale Lage, das allgemeine Leben in Leeds und meine vier Hausgenossen mein Sozialleben nun doch ein wenig Auschwung erhalten, nachdem ich bei Matthew praktisch drei Wochen allein gelassen worden war. Drittens ist mein neues Zimmer auch kostengünstiger als das bei Matthew und allfällige Gäste werden nicht noch extra verrechnet. Wer dies nun als indirekte Einladung ansieht, darf dies gerne tun - jeder und jede sei mir willkommen in Leeds! In Sachen Ordnung und Sauberkeit muss ich meine Standards wohl ein wenig runterschrauben - vier Freshers halten ihre Hütte nunmal nicht so sauber wie ein allein wohnender Coiffeur... Vielleicht kann ich als Stammesältester ja sogar ein paar Impulse geben und ein wenig zu Sauberkeit motivieren (man wird ja wohl noch träumen dürfen!). Mit der neuen Situation bin ich jedenfalls sehr zufrieden (auch wenn sich dieser Zustand dann wahrscheinlich nach Nächten mit einer Studentenparty in der Hütte - mein Zimmer ist direkt neben dem Wohnzimmer - und wenn ich um sechs aufstehen muss, sehr schnell ändern kann). 
Mit diesem neuen Zimmer fasse ich nun so langsam richtig Fuss hier in England und gewöhne mich auch an die neuen Umstände: mittlerweile habe ich alle Klassen, mit denen ich zusammenarbeiten werde, kennengelernt und mit allen Deutschlehrern mal unterrichtet, gestern habe ich mein Bankkonto eröffnet und mit meiner neuen Adresse werde ich dieses Wochenende auch alle notwendigen Formulare ausfüllen können um mich auch polizeilich, steuerlich und krankenkässlich zu registrieren. Und mit der kommenden Routine beschleunigt sich auch der gefühlte Gang der Zeit und nicht mehr jeder Tag fühlt sich wie eine Ewigkeit an - in Anbetracht der noch ausstehenden Fertigstellung meiner Deutscharbeit fast schon wieder ein Nachteil...

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