Die zweite Lektion hatte ich frei und vertrieb mir die Zeit mit einem Buch, das ich in weiser Voraussicht mitgenommen hatte. In der dritten und vierten Lektion konnte ich meine ersten Erfahrungen mit den Schülern aus der Sixth Form machen. Die Sixth Form ist in etwa vergleichbar mit dem Gymnasium und bereitet auf das Universitätsstudium vor. Da in der Sixth Form eine erste Selektion schon stattgefunden hat, d. h. nur die SchülerInnen dahingehen, deren Leistungen ein Studium überhaupt zulassen, ist die Stimmung ganz anders. Die SchülerInnen der Sixth Form sind in einem anderen Gebäude untergebracht, haben grossteils separate Lehrer, unterliegen nicht der Uniformspflicht und sind mit den Lehrern meist per Du auf sehr kollegialer Basis. Während mein Unterricht mit den Klassen in den Jahren 7 bis 11 darin besteht, die vier Deutschlehrer im Klassenverband zu assistieren, unterrichte ich die SchülerInnen der Sixth Form ohne anderen Deutschlehrer, aber nur in Zweiergruppen. Das heisst, ich erteile im Prinzip Intensivunterricht mit Schwerpunkten auf Hörverständnis und Sprechen. Dies erfordert zwar einiges mehr Vorbereitung; ich kann den vorbereiteten Stoff aber in jeder der sechs Sitzungen wöchentlich anwenden. Von den Deutschkenntnissen der Sixth Form Schülerinnen, die ich heute hatte, war ich positiv überrascht und ich hoffe, dass sie auch von meiner Arbeit profitieren können.
In einem Gespräch mit Rachel (meiner Mentorin) wurde dann klar, dass ich bei ihr in guten Händen bin und sie sehr darum bemüht ist, dass sowohl Schüler wie auch Lehrer und nicht zuletzt ich von meiner Anwesenheit profitieren. Dies scheint, wie ich aus verschiedenen Quellen erfahren habe, mit dem letztjährigen Assistenten nicht funktioniert zu haben. Ich bin deshalb umso motivierter, mich möglichst gut zu verkaufen um das 'Ansehen' der Sprachassistenten an der Oakbank School zu retablieren.
2 Kommentare:
Hey, das klingt ja schon ganz gut!
Ich war ja nie ein Fan von der grassierenden Gspürsch-mi-Lehre und finde, es gibt wichtigeres, als dass Lehrer und Schüler beste Freunde sind. Wenn eine/r blöd kommt, soll man das doch sagen und sanktionieren können. Wenns schon die Eltern nicht machen...
Aber was red ich denn, ich hab weder vom Lehren noch vom Schülersein eine Ahnung (mehr), ich bin vor allem froh, dass es noch ein paar Leute gibt, die sich offensichtlich in diesem Beruf wohlfühlen.
Diese Sixth Form, wie alt sind denn da die Schüler? Ist das wie bei uns in der Kanti? Und welche Schulstufen sind denn diese 9.-11. Klassen, sind da alle Schüler zusammen oder hat da auch eine Selektion stattgefunden. Sprich, ist das System eher schweizerisch mit Sek a-c oder eher skandinavisch, wo alle, no matter what intelligence, in der gleichen Klasse sitzen?
Danke für die Gratulationen übrigens, ich werde sicher ein paar Tage ausspannen, aber dann ist schon wieder der weitere Verlauf zu planen, v.a., was Themen der Prüfungen betrifft.
Da hast du wohl recht, dass man die Schüler besser sanktionieren muss hier (und müsste in der Schweiz?). So wurde in zwei von drei Lektionen eine Schülerin vor die Türe gestellt und am ersten Tag hat Roger zwei Schüler beim Nachsitzen vergessen (d. h. etwa eine halbe Stunde zu spät aus ihrem Kämmerchen gelassen, haha!). Nund stellt sich einfach die Frage nach der Ursache dieses härteren Durchgreifens..
Die SchülerInnen in der Sixth Form sind zwischen 16 und 18 Jahren alt; was also durchaus mit der Kanti vergleichbar ist. Bezüglich Selektion glaube ich, dass die stattfindet, jedoch nirgendwo auf Papier. D. h., die Schüler werden je nach Leistungen in verschiedene Klassen eingeteilt, die dann aber schlussendlich alle den selben Abschluss machen. So habe ich das jedenfalls bis jetzt verstanden.
Ich werde sicherlich bald alles verstanden haben, was das Schulsystem betrifft...
Kommentar veröffentlichen