Grob lässt sich das Ausgehvolk in zwei Gruppen unterteilen. Der einen Gruppe ist das ganze Balzgehabe im Ausgang zu blöd und sie bleibt deshalb zu Hause. Dies lässt sich daraus ableiten, dass man an einem Freitag- oder Samstagabend sehr viele junge Leute mit Wein- und Schnapsflaschen und Bierdosen durch die Strassen gehen sieht und an einem Samstag- oder Sonntagmorgen desgleichen, nur tragen sie diesmal Schlafsäcke, ganze Guitar-Hero-Sets und Augenringe. Gekleidet ist diese Gruppe grössenteils normal, sprich so, dass sie in Zürich nicht gross auffallen würde.
Den starken Kontrast dazu bildet die Gruppe der ClubgeherInnen. Einige Beobachtungen dazu:
-Vor jedem Club oder Pub stehen am Wochenende zwei oder mehr bullige Aufpasser, häufig auch mit einer Gästeliste in den Händen.
-Das Ausgehvolk tritt in aller Regel in kleineren und grösseren gleichgeschlechtlichen Gruppen auf. Paare und gemischte Gruppen sind relativ selten.
-Männer tragen in der Regel Lederschuhe, schöne Hosen und Hemden.
-Frauen tragen ausschliesslich (das heisst, wir haben am Freitag etwa drei andere gesehen, die von dieser Norm abweichen) Miniröcke, Tops mit grossen Ausschnitten und hochhackige Schuhe. Die Miniröcke bedecken knapp das Hinterteil und die klaffende Sicht auf alles drin und drunter muss beim Sitzen und Treppensteigen in der Regel mit Händen oder Handtaschen bedeckt werden. Miniröcke werden getragen, egal, ob man die Figur dazu hat oder nicht. Hochhackige Schuhe sind so hochhackig, dass die meisten Mädels Mühe haben, darin überhaupt zu gehen - so gesehen am Freitagabend, als eine stolperte und zwei Treppenstufen runtersegelte. Sehr zu unserer Freude versteht sich.
-Männer wie Frauen ziehen für den ganzen Abend nicht mehr an, als sie im Club anhaben werden. Das heisst, Jacken, Schals, Mützen oder auch nur Pullover bleiben auch im Winter zu Hause und die Leute gehen in trägerlosen Tops und T-Shirts auf die Strasse.
-Mottoparties sind der absolut letzte Schrei in England. Kein Wochenende, an dem man nicht Dutzende von mehr oder weniger originell ge- und verkleideten Gruppen antrifft. Ein paar Beispiele dazu. Die Mädelgruppe aus unserem Pub vom Freitag, die diesen Beitrag inspiriert hat, war als Urmenschen unterwegs, sprich alle hatten sich mehr oder weniger kunstvoll in Leopardenfell gehüllt und liefen mit grossen Plastikkeulen rum. Stöckelschuhe hatten allerdings offenbar auch schon die Höhlenmenschen. Originell auch die Gruppe junger Männer, die als Roboter unterwegs war. Man hatte sich also in silbrig besprayte Kartonschachteln gezwängt und ging so in den Ausgang. Auch ganz amüsant waren die drei Playstations, die mir gestern auf dem Nachhauseweg entgegenkamen.
Ich zähle mich definitiv zur ersteren Gruppe der Hauspartygänger, da ich mich nur schwer mit dieser im Ausgang zelebrierten Scheinwelt identifizieren kann.
1 Kommentar:
Kann ich alles nur bestätigen. Zwar betrifft das Cardiff in Wales, aber es scheint hier im Ausgang genauso ab- bzw. zu- und herzugegehen wie im Norden Englands. Meistens äusserst amüsant, unter Umständen aber auch nervstrapazierend.
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