Montag, 24. November 2008

Manchester





Nachdem ich Philippe am Bahnhof in Manchester verabschiedet hatte, musste ich mir für die folgenden Stunden die Zeit in Manchester alleine vertreiben, da ich ja am Abend ans Opeth-Konzert ging. Als erstes floh ich vor der Kälte und tankte mit einem Kaffee ein wenig Energie. Dann ging ich ins sehr neue und moderne Museum Urbis (der Glasturm auf dem Foto oben), das sich mit der Grossstadt als Lebensraum auseinandersetzt. Leider sind am Sonntag die meisten Räume geschlossen und ich konnte nur gerade eine Spezialausstellung über einen Künstler anschauen, der sich mit der Unterdrückung von Afro-Amerikanern beschäftigt, was sehr eindrücklich und teilweise auch krass war. Eine Mitarbeiterin informierte mich darüber, dass an diesem Nachmittag ein Filmworkshop stattfinden würde, den ich dann spontan besuchte. Es ging darum, in kleinen Gruppen rauszugehen, rund sechs Minuten zum Thema Manchester und was es für einen bedeutet zu filmen und daraus dann ein einminütiges Filmchen zu schneiden. Auch wenn sich die Zusammenarbeit mit meinen drei Projektpartnern eher schwierig gestaltete, da alle verschiedene oder überhaupt keine Ideen hatten und die eine ständig von Morden, Augenrausschneiden, Zombies und Leichen redete, so lernte ich doch mindestens Grundsätze des Filmeschneidens und -bearbeitens, was ich sehr positiv finde. Danach vertrieb ich mir die Zeit mit Schaufenstershopping und Lesen, bevor ich mich auf den Weg in die Manchester Academy machte, wo Opeth auftraten. Das Konzert war erwartungsgemäss grandios, wenn auch mit eineinhalb Stunden ein wenig kurz für eine Band wie Opeth, was aber nicht an ihnen, sondern am Spielschluss um halb elf lag. Die Zuschauer waren sehr angenehm und friedlich, was ich mir zwar erhofft, aber nicht unbedingt erwartet hatte. Die Heimreise verlief wie geplant und so kam ich zwar spät, aber zufrieden wieder in meinen vier Wänden an. 

Mit Philippe in Leeds





Am Freitagnachmittag hatte ich die Freude, Philippe am Bahnhof in Leeds in Empfang zu nehmen, der mich übers Wochenende besuchen kam. Wir begannen unseren Rundgang durch Leeds in der Fussgängerzone, wärmten uns in einem Pub an einem Bier und besuchten noch den deutschen Weihnachtsmarkt, bevor wir - ganz ortgemäss - in ein indisches Restaurant gingen und uns Currys zu Leibe führten. Es war wie erwartet sehr lecker und wir hatten eine sehr gesprächige, lustige Bedienung, der ich nun eine Patek Philippe Uhr schulde (da wir ja Schweizer sind). Am Samstagmorgen trieben wir erstmal ein wenig Frühsport an einem schönen, neuentdeckten Weg entlang eines Flusses durch die Docks. Danach erkundeten wir Leeds ein wenig genauer, gingen in viele Geschäfte und froren uns im Clarence Dock, das sehr neu und modern ist, die Zehen ab. Das Abendessen wurde dann zur Geduldsprobe, da wir ins Kino mussten, wir aber 50 Minuten auf unser Essen warteten. So wurde erst zehn Minuten vor Filmbeginn aufgetischt; die ganze Übung wurde also zu einer sehr stressigen Angelegenheit. Wir verpassten auch die ersten paar Minuten von 'Body of Lies,' kamen aber trotzdem noch gut rein. Nach einem Bier mit den anderen Assistants gingen wir dann aber bezeiten wieder nach Hause, da wir am Sonntag realtiv früh aufstehen mussten. Wir wollten noch ein wenig Zeit in Manchester haben, bevor Philippe dann schon wieder nach Hause fliegen musste. Dummerweise liess und das Wetter im Stich, es regnete und war sehr kalt, weshalb wir das meiste von Manchester innerhalb eines riesigen Einkauszentrums sahen. Immerhin führte uns der Weg an den Bahnhof durch die Fussgängerzone, so dass wir wenigstens Konsumkultur sahen. Und dann hiess es nach viel zu kurzen zwei Tagen schon wieder Abschied nehmen. 

Mittwoch, 19. November 2008

Bowling und Curry in Kirkstall



Heute lud der Wharfedale German Circle zum Bowlingspielen und anschliessenden Curryessen. Auch wenn ich beim Bowling ein paar Strikes und Spares hervorzaubern konnte und lange auf Erfolgskurs war, reichte es am Schluss nicht ganz zum Sieg und ich wurde von Ina und ihrem Freund Michael geschlagen. Beim zweiten Spiel schlugen meine Versuche, der Kugel mal ein wenig Spin mit auf den Weg zu geben, grösstenteils fehl und so landete ich weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Eine Rolle spielte es natürlich nicht, Spass hat es trotzdem gemacht! 
Curry ist ja hier im Norden England, in Leeds und vor allem in der Nachbarstadt Bradford, so beliebt wie verbreitet und so liegt es auf der Hand, dass man das mal probiert. Dank der guten Organisation des German Circles hatten wir unser Essen schon während des Bowlings bestellt, das heisst kurz nachdem wir im berstend vollen Sheesh Mahal Platz genommen hatten, wurde auch schon aufgetischt. Ich hatte ein sehr leckeres süssliches Curry mit Poulet, Kokosmilch, Rahm und Lychees und dazu 'Special Sweet Naan' mit Kokosraspeln, Rosinen und Rahm. Hätte man alles auch sehr gut als Nachspeise essen können, was mich natürlich nicht im Geringsten störte. Wird mit Sicherheit nicht das letzte Mal sein, dass ich hier Curry gegessen habe. 

Lurtz


Leider das einzige Foto, das ich von der Herr der Ringe Ausstellung schiessen durfte. 

Sonntag, 16. November 2008

Haworth und die Brontës






Gestern unternahm ich mit rund 50 Sprachassistenten einen vom Kommittee für Fremdsprachenassistenten in West Yorkshire organisierten Ausflug nach Haworth, wo seinerzeit die Brontë-Familie gelebt hat. Nach einem Abstecher nach Thornton, wo einige der Brontë-Kinder zur Welt kamen, brachte uns der Car ins hübsche Haworth. Die Hauptstrasse, wenn man sie denn so nennen kann, ist gepflastert und führt durch nette kleine Häuschen, von denen die meisten touristisch genutzt werden - als Bed&Breakfast, Pubs, Cafés, Läden und Souvenirgeschäfte. Wenn auch sehr deutlich touristisch genutzt, hat Haworth seinen Charme doch nicht verloren und war sehr schön anzuschauen. Die Hauptstrasse führte uns zum 'Brontë Parsonage Museum,' dem Wohnhaus der Brontë-Familie, das mit Artikeln und originalen Objekten der Familie Einblick gab in das Leben und Schaffen von Emily, Charlotte, Anne und Branwell Brontë. In diesem Haus und der Abgeschiedenheit der Brontë-Schwestern entstanden Klassiker der englischen Literatur wie Jane Eyre und Wuthering Heights. 
Nach diesem Stück Kultur begaben wir uns auf eine Wanderung in die Moors um Haworth und zum Brontë-Wasserfall, die vor allem deswegen amüsant war, weil der Weg sehr nass und matschig war und nicht alle entsprechendes Schuhwerk an den Füssen hatten. In Kombination mit weissen Hosen schrie das förmlich nach der gelegentlichen Sitzübung. Passierte auch so. 
Ich bin froh, so ein Kommittee zu haben, das Ausflüge für uns organisiert, weil dies immer eine gute Möglichkeit ist, andere Leute zu treffen und mittlerweile habe ich auch schon einige Deutsche Assistenten gefunden, mit denen ich mich sehr gut verstehe.

Die Engländer im Ausgang

Letzten Freitagabend war ich mit einigen assistants am Deutschen Weihnachtsmarkt in Leeds und nachher noch in einem Pub, wo wir uns köstlich über eine Meute junger Engländerinnen amüsierten. Ausgehend davon hier einige Überlegungen und Beobachtungen zum Verhalten der Engländer und Engländerinnen am Wochenende. 
Grob lässt sich das Ausgehvolk in zwei Gruppen unterteilen. Der einen Gruppe ist das ganze Balzgehabe im Ausgang zu blöd und sie bleibt deshalb zu Hause. Dies lässt sich daraus ableiten, dass man an einem Freitag- oder Samstagabend sehr viele junge Leute mit Wein- und Schnapsflaschen und Bierdosen durch die Strassen gehen sieht und an einem Samstag- oder Sonntagmorgen desgleichen, nur tragen sie diesmal Schlafsäcke, ganze Guitar-Hero-Sets und Augenringe. Gekleidet ist diese Gruppe grössenteils normal, sprich so, dass sie in Zürich nicht gross auffallen würde. 
Den starken Kontrast dazu bildet die Gruppe der ClubgeherInnen. Einige Beobachtungen dazu: 
-Vor jedem Club oder Pub stehen am Wochenende zwei oder mehr bullige Aufpasser, häufig auch mit einer Gästeliste in den Händen. 
-Das Ausgehvolk tritt in aller Regel in kleineren und grösseren gleichgeschlechtlichen Gruppen auf. Paare und gemischte Gruppen sind relativ selten. 
-Männer tragen in der Regel Lederschuhe, schöne Hosen und Hemden. 
-Frauen tragen ausschliesslich (das heisst, wir haben am Freitag etwa drei andere gesehen, die von dieser Norm abweichen) Miniröcke, Tops mit grossen Ausschnitten und hochhackige Schuhe. Die Miniröcke bedecken knapp das Hinterteil und die klaffende Sicht auf alles drin und drunter muss beim Sitzen und Treppensteigen in der Regel mit Händen oder Handtaschen bedeckt werden. Miniröcke werden getragen, egal, ob man die Figur dazu hat oder nicht. Hochhackige Schuhe sind so hochhackig, dass die meisten Mädels Mühe haben, darin überhaupt zu gehen - so gesehen am Freitagabend, als eine stolperte und zwei Treppenstufen runtersegelte. Sehr zu unserer Freude versteht sich. 
-Männer wie Frauen ziehen für den ganzen Abend nicht mehr an, als sie im Club anhaben werden. Das heisst, Jacken, Schals, Mützen oder auch nur Pullover bleiben auch im Winter zu Hause und die Leute gehen in trägerlosen Tops und T-Shirts auf die Strasse. 
-Mottoparties sind der absolut letzte Schrei in England. Kein Wochenende, an dem man nicht Dutzende von mehr oder weniger originell ge- und verkleideten Gruppen antrifft. Ein paar Beispiele dazu. Die Mädelgruppe aus unserem Pub vom Freitag, die diesen Beitrag inspiriert hat, war als Urmenschen unterwegs, sprich alle hatten sich mehr oder weniger kunstvoll in Leopardenfell gehüllt und liefen mit grossen Plastikkeulen rum. Stöckelschuhe hatten allerdings offenbar auch schon die Höhlenmenschen. Originell auch die Gruppe junger Männer, die als Roboter unterwegs war. Man hatte sich also in silbrig besprayte Kartonschachteln gezwängt und ging so in den Ausgang. Auch ganz amüsant waren die drei Playstations, die mir gestern auf dem Nachhauseweg entgegenkamen. 

Ich zähle mich definitiv zur ersteren Gruppe der Hauspartygänger, da ich mich nur schwer mit dieser im Ausgang zelebrierten Scheinwelt identifizieren kann.

Dienstag, 11. November 2008

Wie man einen langen Tag verkürzt

Naja, kürzer wurde der Tag natürlich nicht und auch meine Arbeitszeit wurde dadurch nicht verkürzt. Angenehmer wurden alle beide aber ganz einfach. Man nehme folgende Zutaten: 
1 Schüler, der der Schule an besagtem Tag gänzlich fernbleibt
1 Tutor Period, in der die Schüler bei ihren jeweiligen Klassenlehrern sein müssen
1 Schüler, der noch an einem Filmprojekt arbeiten muss, dessen Abgabetermin sehr bald ist
1 Schüler, der die Vorbereitung auf eine Mathenachholklausur dem Deutschschwatz mit mir vorzieht. 
Man werfe all diese Zutaten auf einen bestimmten Tag und bekommt als Resultat die Verminderung von vier Stunden auf eine. 
Was nichts daran änderte, dass ich von morgens halb neun bis nachmittags fünf an der Schule war, da mich ja im Vornherein niemand über solche Rezeptmischungen informiert (oder der Fairness halber: informieren könnte). Aber da der flissentliche Deutschstudent, der ich nie war, schliesslich immer ein gutes Buch mit sich führt (im konkreten vorliegenden Fall: Thomas Manns 'Der Erwählte'), werden Wartezeiten im Nu und mit Enthusiasmus überbrückt und genutzt. Im Ernst jetzt. 

Simon vs Arnie



Seit ich an der Oakbank School unterrichte, finde ich  mich regelmässig und häufig in der Rolle des Opfers des sogenannten Arnold-Schwarzenegger-Vergleichssyndroms. Noch nie wurde ich in kürzerer Zeit von unabhängigen Quellen häufiger mit einer Person verglichen als in den letzten eineinhalb Monaten. In so gut wie jeder Klasse hat es mindestens (!) einen Schüler gegeben, der mich mit Arnold Schwarzenegger verglichen hat. Entweder ist am Vergleich also was dran, oder es läuft eine Verschwörung gegen mich. Wobei ich mit dem Vergleich der Äusserlichkeiten von Arnie und mir ja noch halbwegs leben könnte, immerhin war er schon mal Mister Universe (oder sogar mehr als einmal?). Das richtig traurige kommt erst noch. Der Vergleich beschränkt sich nämlich nicht nur aufs Äusserliche, sondern auch auf meine Sprache, das heisst meine Aussprache des Englischen. Ausschlaggebend für diesen Eintrag war eine Frage eines Schüler auf dem Korridor, den ich in keiner Klasse habe und mit dem ich nicht mehr als fünf Worte gewechselt hatte, heute Nachmittag: "Hey, do you come from the same country as Arnold Schwarzenegger? Because you talk like him." So tönt es seit eineinhalb Monaten hier. Auch wenn ich mir vor zwei Wochen von Roger und Rachel habe bestätigen lassen, dass sowohl der äusserliche wie auch der sprachliche Vergleich hinken, geht mir das Ganze doch langsam an die Substanz. Wer will schon reden wie einer, der für jeden seiner Filme wegen seiner Sprache ausgelacht und parodiert wird? Nicht, dass der lokale Dialekt schöner als meine Österreich-Aussprache wäre, aber immerhin ist der authentisch. 
Ich bin also für alle augenzwinkernden Aufmunterungsversuche dankbar und nehme diese augenzwinkernd entgegen.

Freitag, 7. November 2008

Roger live oder Wie man Schüler auf ihre bevorstehende Prüfung sensibilisiert

Viele der Klassen, in denen ich zu unterrichten helfe, bereiten sich ja auf ihr GCSE (Äquivalent zum Sekabschluss) vor, dass sie Ende April/Anfang Mai nächstes Jahr ablegen werden. Nun sind April und Mai für die meisten kurzsichtigen SchülerInnen noch viel zu weit weg, als dass sie sich mit ihren Vorbereitungen gross ins Zeug legen müssten. Roger hat ihnen heute in einer kurzen Ansprache (er mag Ansprachen) dargelegt, wieviel Zeit ihnen bis Ende April effektiv noch bleibt. Das tönte dann folgendermassen: 
"Bis Ende April sind es fünfeinhalb Monate. 
In diesen fünf Monaten habt ihr zwei Wochen Weihnachtsferien, eine Woche half-term break und zwei Wochen Osterferien. Bleiben also vier Monate und eine Woche. 
Ein Drittel eines Tages verschläft ein Mensch, bleiben also zwei Monate und drei Wochen. 
In einer Woche geht ihr nur fünf Tage zur Schule, bleiben also zwei Monate. 
In einer Schulwoche habt ihr nur an drei Tagen Deutschunterricht, bleiben also knapp fünf Wochen. 
Ein Viertel der Schulzeit geht verloren, weil ihr ständig dazwischenredet, deshalb bleiben noch dreieinhalb Wochen. 
Ein weiteres Viertel davon geht verloren, weil ihr tagträumt oder mit eurem Nachbarn sprecht, bleiben also noch rund 18 Tage. 
Vier dieser 18 Tage gehen für den Ausflug nach Deutschland und Feiertage drauf, so bleiben noch zwei Wochen. 
Und weil wir noch anderes zu erledigen haben, als euch auf diese Prüfung vorzubereiten, geht noch einmal die Hälfte verloren. 
Die Prüfung ist also am nächsten Freitag. Viel Spass!"
Es war absolut herrlich, die Kiefer der Kinder zu beobachten, die, je länger Roger sprach, je weiter nach unten klappten bis sie nicht mehr weiter aufzuklappen waren. 
Wenn auch nicht unbedingt akkurat oder fair, effektiv war diese Methode alleweil!

Donnerstag, 6. November 2008

Bonfire Night

Kleiner historischer Exkurs vorneweg: Am 5. November 1604 wollte der Katholik Guy Fawkes mit einer Schar Verbündeten hinter sich das Parlament in London mitsamt dem protestantischen König King James I of Scotland/VI of England, der Königin und den meisten Ministern in die Luft jagen. Das ganze hätte dann zu einer katholischen Revolte führen (deshalb auch die vielen Anhänger) und das protestantische England wieder umkrempeln sollen. Anno dazumals konnten normale Bürger Kellerräume unter dem Parlament mieten und darin lagern, was sie wollten. Guy Fawkes benutze die von ihm gemieteten Räume als Lagerstätten für sein geliebtes Schiesspulver aka "the Parliament's future doom." Dummerweise war ein Verbündeter zu viel, verriet die ganze Aktion, was dazu führte, dass Guy Fawkes an besagtem 5. November in letzter Minute verhaftet wurde. In der Folge wurde er drei Tage lang gefoltert, gestand all seine Pläne, verriet die Namen seiner Verbündeten (die daraufhin erschossen wurden) und wurde schliesslich am 31. Januar 1605 gehängt (allerdings nicht bis zum Tod), ausgeweidet, geviertelt und schliesslich auf einem riesigen Scheiterhaufen verbrannt. Auftritt Memento Mori, weshalb die Engländer heute die Bonfire Night/Guy Fawkes Night/Fireworks Night mit riesigen Bonfires und massig Feuerwerk zelebrieren. 
Ich war mit einigen andern Assistenten im Hyde Park in Leeds, wo das schätzungsweise etwa sechs Meter hohe Bonfire uns schön wärmte und ans Sechseläuten erinnerte, während das halbstündige Feuerwerk schon mal Silvesterstimmung aufkommen liess... Traditionellerweise wird auf den Bonfires eine Guy Fawkes Puppe verbrannt; darauf wurde gestern allerdings verzichtet. Möglicherweise war die Darstellung einer Menschenverbrennung ein wenig zu plastisch für die vielen Kinder. Oder die Katholiken fühlen sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut, wenn da vor den Augen aller die Verbrennung eines von ihnen gefeiert wird. Puppe hin oder her, gebrannt hats schön und geknallt hats bis in die frühen Morgenstunden. 

Mittwoch, 5. November 2008

Ferien in Deutschland






Nach nur gut drei Wochen Unterrichtszeit kam ich letzte Woche bereits in den Genuss meiner ersten Ferien. Da ich in meiner Position als Assistent auch nichts vorbereiten oder korrigieren muss, hatte ich im Prinzip die ganze Woche zur Verfügung. Patricia und ich trafen uns am Samstagnachmittag in München; für mich begann die Reise allerdings schon am Freitagabend mit einem Zwischenstopp in London, den ich zwangsmässig einlegen musste, weil ich einen zu frühen Flug gebucht hatte, was ich allerdings erst später entdeckte. Durch diesen Fehler konnte ich also noch einen Abend und eine Nacht in London verbringen, wo ich mich mit Queen Mary, einer ehemaligen Moviekollegin traf, die im Moment in London studiert. 
Am Samstagmorgen machte ich mich dann auf den Weg in Richtung Süden und kam nach meinem Flug im Propellerflugzeug pünktlich in München an. München war die erste von sechs Stationen in ganz Deutschland, die Patricia und ich per Interrail erkundeten. In München spielte das Wetter noch mit, wenn es auch sehr kalt war, und so erkundeten wir die grossen Sehenswürdigkeiten und labten uns an Weisswürsten, Spanferkel, Schweinshaxen und Mass Bier. Nach zwei Übernachtungen ging es am Montagmittag weiter mit Ersatzzügen, da die ICEs ja aller kontrolliert werden mussten, nach Dresden. In Dresden sind im nach dem zweiten Weltkrieg völlig zerstörten und wieder aufgebauten Stadtkern die Sehenswürdigkeiten alle schön nahe beieinander gelegen und vom gegenüberliegenden Flussufer hat man schöne Ausblicke auf die Semperoper, den Dom und die Residenz. Nach Dresden kamen Jena und Weimar an die Reihe, wo natürlich Goethe und Schiller eine grosse Rolle spielten und immernoch spielen. Im Gegensatz zu vielen Schriftstellern scheint besonders Goethe schon zu Lebzeiten ein recht feudales Leben geführt zu haben, was sich bei einem Rundgang durch sein grossräumiges Wohnhaus klar zeigte. Am Donnerstag führte uns unsere Reiseplanung nach Köln, wo vor allem der monumentale Dom und die grandiosen Schnitzel beeindruckten. Ein Spaziergang dem Rhein entlang führte uns an netten Häuschen vorbei, wenn wir auch festellten, dass der Rhein in Schaffhausen viel schöner ist als wie der in Köln. Am Freitagabend dann erreichten wir unsere letzte Station Hamburg. Neben dem Wahrzeichen der Stadt, der St. Michaeliskirche, von den Hamburgern liebevoll Michel genannt, hinterliess vor allem die gut einstündige Hafen- und Speicherstadtrundfahrt am Samstagabend einen bleibenden Eindruck mit schönen Aussichten auf das Lichtermeer des Hafens und vor allem die trockengelegte Queen Mary 2, das längste Passagierschiff der Welt. Unseren Abschlussabend verbrachten wir auf dem Kiez, der aber mit schlechtem Wetter und sturem und unspontanem Service in Restaurant und Bar nur bedingt zu überzeugen vermochte. 
Nach einer Woche, die viel zu schnell vorbeiging, hiess es am Sonntagnachmittag am Hamburger Bahnhof schon wieder Abschied nehmen; Patricia bestieg den Zug für ihre mehrstündige und volle Reise nach Zürich, während ich via Hamburg Flughafen und London wieder nach Leeds zurückkehrte. Immerhin wurde meine wehmütige Stimmung beim Anflug auf London von einer schönen Aussicht ein wenig gehoben. 
Und schon hat mich der Alltagstrott wieder...